EU erwägt SEC-ähnliche Aufsicht für Aktien- und Krypto-Börsen
Ein Entwurf eines Vorschlags, der von der Europäischen Kommission geprüft wird, zielt darauf ab, das Aufgabengebiet der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsicht (ESMA) zu erweitern, um sowohl die Aufsicht über Aktien- als auch Krypto-Börsen zu umfassen. Die Maßnahme soll die Fragmentierung durch ein Flickwerk nationaler Regulierungsbehörden verringern und die Wettbewerbsfähigkeit der Union gegenüber den Vereinigten Staaten verbessern.
Im aktuellen EU-Regulierungsumfeld behalten die Mitgliedstaaten die Zuständigkeit für Lizenzvergabe, Durchsetzung und Aufsicht von Börsen. Dies hat zu inkonsistenten Regeln, höheren Compliance-Kosten und Barrieren für Start-ups geführt, die grenzüberschreitend tätig werden möchten. Der Entwurf würde ESMA direkte Aufsichtsbefugnisse verleihen und die Möglichkeit, verbindliche Entscheidungen zu treffen, wodurch die Abhängigkeit von nationalen Stellen reduziert wird.
Begründung des Vorschlags
Befürworter argumentieren, dass ein einheitliches Aufsichtsmodell, das dem U.S. Securities and Exchange Commission (SEC) ähnelt, den Anlegerschutz stärkt, systemische Risiken mindert und die regulatorische Compliance vereinfacht. Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank, hat öffentlich das Konzept einer „europäischen SEC“ unterstützt, um die Kapitalmarktunion zu stärken und internationale Investitionen anzuziehen.
Kritiker warnen, dass Zentralisierung Entscheidungsfindung verlangsamen und den Einfluss kleinerer Mitgliedstaaten verringern könnte. Um diese Bedenken anzugehen, enthält der Vorschlag Mechanismen für die Beteiligung der Interessengruppen und einen schrittweisen Implementierungsplan, wobei ESMA schrittweise neue Befugnisse über einen mehrjährigen Zeitraum übernimmt.
Auswirkungen auf Krypto-Dienstanbieter
Krypto-Asset-Dienstanbieter (CASPs) arbeiten derzeit unter der Markets in Crypto-Assets Regulation (MiCA), die im Dezember 2024 in Kraft getreten ist. MiCA gewährt Passporting-Rechte, die es in einem Mitgliedstaat genehmigten Unternehmen ermöglichen, Dienstleistungen EU-weit anzubieten. Nach dem neuen Plan würde ESMA die Einhaltung, Lizenzvergabe und Streitbeilegung für alle CASPs überwachen.
Branchenakteure rechnen mit klareren Richtlinien zu Geldwäscheprävention, Sicherheitsanforderungen und einer konsistenteren Auslegung von MiCA im gesamten EU-Raum. Dies könnte regulatorische Arbitrage reduzieren und institutionelle Beteiligung an Krypto-Märkten fördern.
Nächste Schritte und Zeitplan
Die Europäische Kommission plant, im Dezember 2025 einen Entwurfstext zu veröffentlichen, gefolgt von einer öffentlichen Konsultation und der Prüfung durch das Europäische Parlament und den Rat. Bei Genehmigung würde ESMA ab Mitte 2026 schrittweise Aufsichtsfunktionen übernehmen, mit einer vollständigen Umsetzung bis Ende 2027 als Ziel.
Stakeholder werden den Konsultationsprozess eng verfolgen, insbesondere in Bezug auf Bestimmungen zur Streitbeilegung, Festsetzung von Geldbußen und die Interaktion mit bestehenden nationalen Rechtsrahmen. Das Ergebnis wird die Zukunft sowohl der traditionellen Finanzmärkte als auch der digitalen Vermögenswerte in der EU prägen.
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