Strategy, früher bekannt als MicroStrategy, erwägt eine Abkehr vom passiven Bitcoin-Halten hin zu aktivem Krypto-Verleih, was eine grundlegende Veränderung des Risikoprofils bedeutet. Der Unternehmensbestand von 650.000 BTC, mit über 55 Milliarden Dollar bewertet, diente historisch als digitales Tresorhaus und vermied Gegenpartei-Risiken. Strategy-CEO Phong Le gab bekannt, dass Gespräche mit großen Banken darauf ausgerichtet waren, Verleihdienstleistungen anzubieten, obwohl endgültige Entscheidungen dem institutionellen Markteintritt vorbehalten bleiben.
Die Verleihung von Bitcoin birgt Risiken der Rehypothezierung und widerspricht dem Cold-Storage-Ethos, das der Bewertung von Strategy zugrunde liegt. Auf dem institutionellen Markt dient die Nachfrage nach Ausleihungen vor allem Short-Selling-Strategien, was bedeutet, dass Strategies Reserven Bestände für Wetten gegen den eigenen Vermögenswert bereitstellen würden. Ein niedrigerer ‚Cost to Borrow‘ könnte Hedgefonds und Marktmacher dazu anreizen, Short-Positionen zu erhöhen.
Das Paradox vertieft sich, da Strategy mit einem Aufschlag gegenüber dem NAV gehandelt wird. Verleih könnte Rendite generieren, um diese Prämie zu rechtfertigen, birgt jedoch auch das Risiko einer ‚Reflexivitätsschleife‘, in der Kursrückgänge der Aktie Bitcoin-Liquidationen erzwingen und die Werte weiter drücken. Das Kurs-NAV-Verhältnis von Strategy ist von 2,5× auf 1,15× gefallen und verstärkt den Druck.
Gegenpartei-Risiko rückt ins Zentrum: Wenn Verleihpartner scheitern, wechselt Strategy vom Eigentümer der Vermögenswerte zum ungesicherten Gläubiger. Der Krypto-Kredit-Crash von 2022, der Milliarden an Wert auslöschte, unterstreicht diese Gefahr. Während Strategy plant, mit Top-Banken zusammenzuarbeiten, bleibt die zentrale Dynamik unverändert: Bitcoin verlässt den Tresor.
Die Marktstruktur könnte globale Leihkosten verzerren. Tether dominiert das Verleihen von Stablecoins mit einem Bestand von 14,6 Milliarden Dollar; Strategys Reserve von 650.000 BTC überragt Wettbewerber wie Nexo und Galaxy Digital. Ein Bruchteil dieses Angebots, das in Lending-Desks fließt, könnte die Leihzinsen einbrechen lassen, die Renditen im gesamten Kryptokredit-Markt drücken und Leerverkäufer stärken.
Die Strategiewende verkörpert eine Reifung der unternehmensweiten Bitcoin-Verwahrung hin zu Kreditdienstleistungen. Doch diese Entwicklung birgt das Risiko, die Klarheit des ‚digitalen Goldes‘ durch die Undurchsichtigkeit von strukturierten Finanzprodukten zu ersetzen, wodurch langfristige Inhaber neuen Verwundbarkeiten ausgesetzt wären und Strategys Narrativ von ‚makellosen Sicherheiten‘ zu einem aktiven Marktteilnehmer verschoben würde.
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