Am 15. September 2025 reichten die US-Börsenaufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission (SEC) und die Kryptowährungsbörse Gemini Space Station, geleitet von Tyler und Cameron Winklevoss, einen gemeinsamen Brief beim Bundesgericht in Manhattan ein, in dem eine grundsätzliche Einigung im Rechtsstreit der SEC bezüglich des nicht registrierten Gemini Earn-Programms angekündigt wurde. Das 2020 gestartete Programm ermöglichte es Privatanlegern, digitale Vermögenswerte wie Bitcoin und Ether an Genesis Global Capital zu verleihen und im Gegenzug Zinsen zu erhalten, wobei Gemini Gebühren von bis zu 4,29 % einbehielt.
Die im Januar 2023 eingereichte Klage der SEC behauptete, dass Gemini Earn ein Wertpapierangebot ohne ordnungsgemäße Registrierung oder Offenlegung darstelle und somit die Anforderungen zum Anlegerschutz verletze. Genesis stoppte im November 2022 wegen Liquiditätsengpässen die Auszahlungen an Kunden und meldete Insolvenz nach Chapter 11 an, wodurch rund 900 Millionen Dollar an Kundengeldern eingefroren wurden. Zum Zeitpunkt bediente Gemini Earn etwa 340.000 Investoren.
Im Einigungsschreiben wird der US-Bezirksrichter Edgardo Ramos gebeten, Fristen auszusetzen und beiden Parteien bis zum 15. Dezember Zeit zu geben, die Dokumentation abzuschließen. Nach Zustimmung wird die Einigung die Ansprüche der SEC vollständig ohne Schuldeingeständnis von Gemini beenden. Genesis hatte sich bereits 2023 mit der SEC auf eine Zahlung von 21 Millionen Dollar geeinigt, ebenfalls ohne Schuldeingeständnis.
Die Bekanntgabe der Einigung erfolgte wenige Tage nach der 425-Millionen-Dollar-Börseneinführung von Gemini, die das Unternehmen mit 3,3 Milliarden Dollar bewertete. Die Gemini-Aktien schlossen nach der Einreichung 16 % über ihrem IPO-Preis von 28 Dollar. Die Lösung mit der SEC markiert den Vollzugsansatz der Behörde unter der Trump-Administration und signalisiert die fortgesetzte Prüfung von Krypto-Kredit- und Staking-Diensten, die unter das Wertpapierrecht fallen.
Der Fall hebt wichtige regulatorische Aspekte für Krypto-Plattformen hervor, die Finanzdienstleistungen anbieten. Börsen und dezentrale Finanzplattformen müssen prüfen, ob ihre Produkte unter US-Recht als Wertpapiere einzustufen sind und sicherstellen, dass sie Registrierungspflichten und Offenlegungsvorgaben erfüllen. Marktbeobachter erwarten mehr Klarheit, sobald die SEC über die Einigung abstimmt und die endgültige Genehmigung erteilt.
Mit der grundsätzlichen Einigung will Gemini das Risiko von Rechtsstreitigkeiten hinter sich lassen und sich auf den Ausbau der Geschäftstätigkeit im Rahmen der Aufsicht durch die SEC konzentrieren. Das Ergebnis könnte die künftigen Vollzugsprioritäten der SEC prägen und beeinflussen, wie andere Plattformen Kredit- und Renditeprodukte in der Kryptoindustrie strukturieren.
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